Der körperliche Mensch
Gewöhnlich wird angenommen, der Körper des Menschen sei der ganze Mensch. Doch durch diese ganz normale Auffassung wird der Mensch zum Materialisten und schließt sich von jeder Spiritualität und vor allem vom Welt- und Selbstverständnis ab. Denn wie schon in den anderen Artikeln ausgeführt, ist Geist das notwendig wirksame in der Welt, welches den Erscheinungen als Idee und Schaffenszentrum zugrunde liegt, aber nicht materiell ist. Es könnte gar keine Körper geben, wenn ihnen nicht Seele und Geist innewohnen würden.
Daß einst aus toten Stoffen lebende Molekül-Ketten entstanden sein sollen, ist eine bloße wissenschaftliche Theorie, die bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Schon daß ein Körper belebt ist, kann nicht aus der bloßen Physik heraus bewirkt werden. Die Stoffbildung und der Stoffwechsel machen sich nicht selbst. Die stoffbildende Kraft ist schon nicht mehr materiell, sondern gehört den übermateriellen Wirkens-Kräften des Kosmos.
Die spirituelle Wissenschaft bezeichnet die stoffbildende Kraft als den Lebensäther und den Organismus, der den physischen Leib erzeugt und belebt als den Ätherleib. Der physische Leib entsteht wie eine Kruste der feineren Prozesse des Ätherleibes. Und in diesem Ätherleib erst lebt die Seele des Menschen, sie ist also direkt mit seinen Lebensprozessen verbunden. In der Seele wiederum lebt der führende Geist, der durch seinen Willen bis auf den Leib zurückwirkt und diesen bewegt, bzw. sich verhalten läßt. Der Leib ist also das belegte Gefäß und das Werkzeug von Geist und Seele. Durch ihn greift der Geist nach seinen gedanklichen Erkenntnissen in die Welt ein und hinterläßt dort seine Spuren. Er gestaltet die Erde um, er verbraucht sie, beutet sie aus, verwandelt sie, veredelt sie. Unser Geist gestaltet sich seinen Leib nach seinen Bedürfnissen, genauso gestaltet er seine Seele.
Aber was bestimmt diese Bedürfnisse des Geistes? Woher hat unser Geist Bedürfnisse, die die genaue Beschaffenheit seines Leibes und seiner Seele beinhalten? Es sind die vorangegangenen Leben, die wir, die unser Geist schon durchlebt hat. Alles was an Fähigkeiten erlangt werden konnte, aber auch alles, was gegenüber den Möglichkeiten versäumt wurde und selbst unsere Untaten und Unfähigkeiten bestimmen die Gestalt des zukünftigen Leibes, wie auch die Konfiguration der Seele. Und zwar ist das, was für ein späteres Erdenleben bestimmend wirkt das Resultat des vergangenen Lebens. Was mit einem Erdenleben erreicht werden soll, liegt nicht im Ermessen des irdischen Menschen.
Höhere Wesen, die in großer Zahl den Kosmos bevölkern, bestimmen den Weg der Menschen. Während des Erdenlebens bemerken wir diese Wesen kaum und fühlen uns, als könnten wir unseren Weg allein bestimmen, denn wir sind in der Phase der Entwicklung, wo der freie Wille entfaltet werden soll. Dabei müssen zwangsläufig Fehler gemacht werden, aus denen es zu lernen gilt. Nach dem Tode ändert sich daher der Blick. Wir schauen auf die verschiedenen höheren Wesen und sind stark daran interessiert, das vergangene Leben mit dem Entwicklungsplan für die Menschen, den wir dann ständig um uns haben, so wie jetzt die Natur, zu vergleichen und zu bewerten. Gemeinsam mit diesen Wesen treffen wir dann die Entscheidungen, was im nächsten Leben geschehen muß, um die Versäumnisse nachzuholen, die Schwächen und Untaten auszugleichen.
Dazu gehört auch und vor allem ein ganz bestimmter physischer Leib. Diesen für das nächste Leben vorzubereiten, verbringt der Mensch im Nachtodlichen bzw. Vorgeburtlichen viele Jahrhunderte seines kosmischen Daseins. Denn die Kräfte, die unseren Leib bilden und die ihm seine spezielle Ausprägung geben stammen aus den Weiten des Kosmos. Es ist kein Zufall, das die alten Weisheitslehren den sogenannten Tierkreis am Sternenhimmel als Kraftquelle verstanden für den gesamten Leib des Menschen.
Die Kräfte zur Kopfbildung sah man aus dem Widder hervorgehen, die für den Kehlkopf aus dem Stier, für den Brustkorb aus dem Krebs, jene für die inneren Organe des Unterleibes aus der Jungfrau bis hin zum 12. Tierkreiszeichen, den Fischen welche für die Bildung von Händen und Füßen stehen. Die geistige Wissenschaft bestätigt diese Zusammenhänge und zeigt, wie auch die Planeten zwar nicht für die Körperteile aber doch für die Organfunktionen die Kräfte liefern. Der Mond bildet Geschlechtsorgane, die Venus Nieren, der Merkur die Lunge, die Sonne das Herz, der Mars die Galle, der Jupiter die Leber und der Saturn die Milz.
Diesen Zusammenhang kannte noch Paracelsus, doch die Naturwissenschaft hat den Menschen vom Kosmos getrennt. In Wirklichkeit ist der Leib des Menschen ein Mikrokosmos, gewissermaßen eine Nachbildung des Makrokosmos und ist allein aus seiner materiellen Erscheinung nicht zu erklären. Solange der Mensch nicht inkarniert ist auf der Erde, trägt unser Geist, unser Ich den Geist unseres physischen Leibe in sich. Unser Geist umfaßt alles, was zum Menschen gehört. Doch bewußt ist uns von unserem Ich nur ein kleiner Teil. Die übrigen Teile bleiben uns unbewußt.
Und so geht der vorgeburtliche Mensch durch die Tierkreisregionen des Makrokosmos und erwirbt sich dort die entsprechenden Kräfte zur Bildung des nächsten physischen Leibes. Diese werden in jenen Teil eingearbeitet, welcher dem nächsten physischen Leib als Idee, als Plan, als Ursache zugrunde liegt. Wenn der Mensch über das ganze Weltenall ausgedehnt ist, vollbringt er diese Arbeit. Wenn er dann wieder auf dem Wege zur Erde ist und sich mehr und mehr zusammenzieht, dann durchlebt er auch die einzelnen Sphären der Planeten und fügt seinem Phantom – so wird jener Teil des Geistes genannt, welcher der Plan zur Bildung des physischen Leibes ist, – die sehr speziellen Kräfte der Planetensphären ein. Auf diese Weise erfährt man, daß die ganze Weisheit des Kosmos im Bau des menschlichen Leibes verwirklicht ist. Man lernt ihn und die Arbeit derer, die ihn entwickelten zu schätzen. Man kann nicht genug staunen und sich sagen: Ich verdanke meinen Leib dem Kosmos, den schöpferischen, schaffenden Wesen des gesamten Kosmos. Er ist das Werkzeug und die Wohnung meines Geistes und meiner Seele in der physischen Welt. Durch ihn kann ich mich entwickeln zu einem frei wollenden Wesen.