Materialismus und Wissenschaft des Geistes
Solange wir der Auffassung sind, daß alles Sein von materieller Natur ist und daß außer dem Materiellen keine andere Seinsform existiert, werden wir zwangsläufig gravierende Fehler im Umgang mit der Welt und uns selbst machen müssen. Denn unsere Welt besteht nur zu einem relativ geringen Teil aus materiellen Erscheinungen. Seelisches und Geistiges machen den überwiegenden Teil des Seienden aus, werden aber von der Naturwissenschaft ignoriert. Dabei ist das Materielle nur als die Folge der geistigen Existenz anzusehen. Denn Geist ist ideenhaft, ursächlich, initiativ und immateriell.
Wir leben also in der Welt der Folgen, deren Ursachen außerhalb des Materiellen im Geistigen liegen. Es kann daher aus der Materie allein, kein zutreffendes Verständnis der Erscheinungen gewonnen werden. Dies zeigt schon die Naturwissenschaft, die grandiose Entdeckungen machen konnte ohne dem Sinn des Daseienden auch nur ansatzweise näherzukommen. Warum? Nun, weil jeglicher Sinn geistiger Natur ist und nicht materiell, weil Sinn der Geist schlechthin ist. Wie aber sollen wir mit uns und der Welt richtig umgehen und beurteilen können, was dem Leben zu- und was abträglich ist, wenn wir den Sinn all dessen nicht kennen?
Unterdessen hat sich in weiten Kreisen die Meinung durchgesetzt, daß es keinen tieferen Sinn des Daseins gäbe und daß alles durch Zufall entstanden sei. Doch diese Auffassung wiederlegt schon der nur flüchtige Blick auf die Natur, die in allen ihren Einzelheiten eine tiefe Sinnhaftigkeit erkennen läßt. Deshalb muß es eine Wissenschaft des Geistes geben, aus der der Sinn aller Dinge entnommen werden kann. Nur eine echte Wissenschaft des Geistes kann den Sinn der Welt und jeder ihrer Einzelheiten kennen, eben weil der Geist der Sinn ist.
Stellen wir – um das Dargestellte anschaulich zu machen – die Frage nach dem Leben. Was ist Leben? Trotz aller Wissenschaft können wir diese Frage nicht beantworten, denn die Wissenschaft schaut nur auf die Materie. Doch das Leben selbst ist nicht materiell. Es äußert sich lediglich in der Materie, indem es diese hervorbringt. Materie ist also das Resultat jenes immateriellen und daher unverstandenen Vorganges, den wir als Leben bezeichnen. Und damit ist bereits auf die konkrete Existenz eines Geistigen in der Welt gewiesen. Lehnt man jedoch den Geist ab, so wird man weder das Materielle noch das Geistige begreifen können, weil – wie gesagt – der Sinn und die Ursache alles Materiellen geistig sind und nur in der sogenannten geistigen Welt gefunden werden können. Der gewöhnliche Mensch begegnet dem Geist in Form von Begriffen und Ideen, die wir gewohnt sind, Gedanken zu nennen. Der Geistforscher dagegen begegnet dem jeweiligen Geist in seiner Wesenhaftigkeit.
Studiert man die Wissenschaft des Geistes, wie sie Rudolf Steiner der Menschheit überantwortet hat, so beginnt man die Welt und sich selbst zu begreifen und erlebt eine gesundende Verwandlung des eigenen Wesens. Man wird buchstäblich ein anderer Mensch in positiven Sinne dadurch, daß man sich mit dem Sinn – sprich Geist – der Dinge bekannt macht. Man gewinnt mehr und mehr Zuversicht und kommt zu einem veränderten Verhalten gegenüber der Mitwelt. Vertrauen in den Wert des eigenen Wesens entsteht. Die Haltung wird konstruktiv und das Handeln erfolgt aus dem Gefühl der Verantwortung heraus. Dabei wird das Denken wahrheitsfähig und schöpferisch. Man erkennt die Suggestionen, durch die man fremdbestimmt wurde und beginnt allmählich der Mensch zu werden, der man immer sein wollte.
Die Wissenschaft des Geistes hat mächtige Gegner, die verhindern wollen, daß Menschen sich zu freien Individuen entwickeln und ihr Verhalten am Sinn der Erdentwicklung orientieren. Deshalb findet dieses Wissen keine Unterstützung durch die öffentlichen Medien. Es muß daher versucht werden, die geistige Wissenschaft durch private Initiativen bekannt zu machen. Ich bitte jeden, der sich damit identifizieren kann, um Mithilfe und Unterstützung.