Schulung des Denkens durch Begriffsbildung
Warum Begriffsbildung?
In einer Zeit, in welcher die Technik auf dem Wege ist, dem Menschen das Denken nicht nur mehr und mehr zu erleichtern, sondern letztlich abzunehmen, wird kaum bemerkt, wie sehr damit das Wertvollste, was der Mensch besitzt, bedroht ist. Man kann diese Bedrohung bemerken, wenn man sich die im Folgenden angeführten Fragen vorlegt und spontan zu beantworten versucht.
Man merkt, daß man natürlich irgendwie weiß, was ein Tisch, ein Stuhl oder ein Gedanke ist, aber es gelingt den meisten nicht, dies sachgemäß zu beschreiben. Das führt zu der Erkenntnis, daß man wohl Worte spricht, hört, schreibt oder liest, daß man aber nur sehr ungenau weiß, was die Worte eigentlich bedeuten.
Präzise ausgedrückt muß man sagen: Die Menschen sind dabei, die Begriffe zu verlieren, zu vergessen, was die Worte wirklich und genau bedeuten. Damit aber liefert sich der Mensch jeglicher Art von Täuschung, Betrug und Illusion aus. Doch das muß nicht so sein. Die Begriffsbildung ist ein erster Schritt, daß Denken zu verlebendigen und wahrheitsfähig zu machen.
Dabei geht es nicht darum, sich einfach die Inhalte der Begriffe irgendwie anzueignen und erinnerbar zu machen, sondern darum, die Begriffe immer wieder neu bilden zu können. Man übt sich in einer höheren Art des Denkens.
Vorgehensweise:
Um die nun folgenden Fragen zu beantworten, empfehle ich Ihnen dringend, die Beantwortung schriftlich vorzunehmen auch und gerade, wenn Ihnen dies schwerfallen sollte. Lesen Sie die erste Frage und versuchen Sie, bevor Sie meinen Antwort-Vorschlag lesen, selbst die Frage vollständig zu beantworten.
Würden Sie, was sehr nahe liegt, meine Antwort lesen, bevor Sie mit aller Kraft versucht haben, die gestellte Frage selbst zu beantworten, so würden Sie den Sinn dieser Übungen verfehlen, korrumpieren, aufheben. Denn es geht nicht so sehr darum, daß Sie aus den Antworten ein Wissen erlangen, sondern darum, daß Sie selbst aktiv zu denken lernen.
Also betrügen Sie sich nicht selbst. Lesen Sie meine Antworten immer erst, wenn Sie das Gefühl haben, etwas Passendes, Sinnvolles geschrieben zu haben auch wenn dies länger dauern sollte. Und schauen Sie auch auf keinen Fall bei Google oder im Lexikon nach, sondern strengen Sie ihr Denken so stark wie möglich an. Sie sollen lernen, gerade das, was sie nicht wissen durch Denken allein zu finden.
Lektion 1 Tisch – Stuhl – Schrank
Lektion 2 Wort – Gedanke – Sinn – Begriff – Idee
Lektion 3 Fenster – Tür – Treppe – Haus – Garten
Lektion 4 Sinne – Wahrnehmung – Bewußtsein – Erkenntnis – Frage
Lektion 5 Materie – Leben – Seele – Geist
Lektion 1
Tisch – Stuhl – Schrank
Beginnen wir die Begriffsbildung mit drei mehr einfachen Begriffen aus dem praktischen Leben. Die erste Frage lautet:
Was ist ein Tisch?
Nicht gefragt ist, wie Tische gemacht sind, welche Formen oder Materialien es gibt usw. sondern was sie darstellen. Welche Idee liegt allen Tischen zugrunde? Wofür verwendet man sie? Das ist, was mit der Frage: „Was ist … erfragt wird. Und falls sie zu dem Schluß kommen, daß Sie es nicht wissen, so muß diese Auffassung zurückgewiesen werden. Vermutlich sitzen Sie sogar an einem Tisch. Da kann es gar nicht sein, daß Sie nicht wissen, was ein Tisch ist. Tatsache ist, daß die allermeisten Menschen nicht gewohnt sind, die Gedanken klar und inhaltsvoll vor sich zu haben. Aber das soll ja gerade geübt werden. Aber nun zunächst Sie.
Antwort: Was ist ein Tisch
Ein Tisch ist eine erhöhte Stellfläche für den sitzenden oder stehenden Menschen. Die Stellfläche besteht in der sogenannten Tischplatte, die von einem oder mehreren Beinen getragen wird und dem Menschen ermöglicht, seine Füße und Beine unter der Stellfläche zu placieren. Dadurch kann er mit Armen und Händen auf der Tischplatte frei agieren und zwar bei aufrechter Wirbelsäule und ohne sich für jeden Handgriff zum Boden bücken zu müssen. Insofern ist der Tisch ein außerordentlich häufig verwendetes Arbeitshilfsmittel und gehört zu Gruppe der mobilen Einrichtungsgegenstände, der Möbel.
Vergleichen Sie Ihre Antwort mit meinem Vorschlag und formulieren einen vollständigen Satz, der den Begriff beschreibt.
Fahren wir fort mit einem weiteren Möbelstück und fragen:
Was ist ein Stuhl?
Und vergessen Sie nicht, erst selbst eine Antwort zu erarbeiten, denn wie erwähnt, geht es nicht darum, die Antwort irgendwie zu wissen, sondern darum, den Begriff aus eigener Kraft und ohne jedes Vorwissen selbst bilden zu können.
Antwort: Was ist ein Stuhl
Ein Stuhl ist ein Stützgestell auf welches man sich setzt, um Beine und Rücken zu entlasten bei aufrechter Haltung. Außerdem ermöglicht der Stuhl, sich mittels seiner an einen Tisch zu setzen, so daß Füße und Beine unter der Tischplatte zu stehen kommen. Dadurch wird es möglich, eine sehr große Zahl von Verrichtungen bei relativ entspannter Haltung durchzuführen. Sehr viele Arbeiten in Beruf und Haushalt werden daher im Sitzen – das heißt bei Entlastung der Beine und des Rücken trotz aufrechter Wirbelsäule – durchgeführt. Man kann Tisch und Stuhl wohl mit Recht zum Kern der von Europa ausgegangenen Kultur zählen. Denn nur die aufrechte Wirbelsäule garantiert die volle Geistesgegenwart. Bei Schrägstellung des Rückens im Falle von Sesseln und Sofas, wird das Bewußtsein bereits ein wenig eingeschränkt. Im Liegen ist man geistig bereits auf dem Wege in den Schlaf und zu träge, um adäquat zu reagieren.
Ein weiteres häufig verwendetes Möbelstück ist der Schrank. Fragen wir daher nun nach seinem Begriff.
Was ist ein Schrank?
Antwort: Was ist ein Schrank
Ein Schrank ist ein hoch-aufragendes und allseitig ummanteltes Lagermöbel, welches über eine oder mehrere Türen zugänglich ist aber verschlossen werden kann. Man verwahrt in ihm Dinge des täglichen Lebens, die den Blicken entzogen sein sollen oder die man nicht jedem frei zugänglich machen will. Man schützt die Dinge vor Staub, Licht und anderen Umweltfaktoren, wie z. B. beim Kühlschrank, oder vor Diebstahl, wie im Falle des Panzerschrankes. Der Name Schrank von Schranke weist schon auf den Begriff.
Nun, lieber Leser, wie kamen Sie mit den drei Begriffen zurecht? Konnten Sie ansatzweise auf das kommen, was gefragt war?
Wenn nicht, dann sollten Sie sich zunächst einmal klar machen, daß Sie doch eigentlich wissen, was ein Tisch oder ein Stuhl ist, denn vermutlich sitzen Sie gerade an und auf einem solchen. Es kann nicht sein, daß Sie es nicht wissen. Wahr ist aber, daß Sie Ihr Denken noch nicht so zu verwenden verstehen, daß Ihnen die Ideen des Tisches, des Stuhles oder Schrankes bewußt werden. Das bedeutet, Sie müssen sich denkerisch mehr anstrengen. Und wenn Sie einen halben Tag brauchen, sie können es finden, wenn Sie wirklich denken und nicht bloß versuchen, sich zu erinnern. Es kommt überhaupt nicht darauf an, was Sie über Stühle oder Tische wissen, sondern darauf, sie denken zu können. Denken heißt aber, sich der Idee des Objektes bewußt zu werden. Arbeiten Sie, wenn es bisher nicht recht gehen wollte, die drei Fragen an einem anderen Tag erneut und möglichst ohne sich an meine Formulierungen zu erinnern. Es kann eine Weile dauern, bis das Denken erwacht, aber dann geht es plötzlich recht gut.
Gut wäre in jedem Fall, wenn man diese drei Begriffe nacheinander noch einmal innerlich vor sich hinstellt und zwar ganz aus eigener Kraft und mit viel Ruhe. Das eigene willentliche Vorstellen bestimmter Ideen gibt der Seele viel gesunde Kraft.
Lektion 2
Wort – Gedanke – Sinn – Begriff – Idee
Was ist ein Wort?
Antwort: Was ist ein Wort
Das Wort ist kein Gedanke, sondern ein Zeichen, eine Bezeichnung, ein Name für ein Hinweis auf etwas. Aber worauf weist ein Name hin? Zunächst würde man wohl sagen: Worte weisen auf GegenstänWesen und Vorgänge hin. Aber denken Sie an all die Worte, die Sie jetzt gelesen haben, denn die weisen vor allem auf Gedanken hin. So zu denken, ist für die meisten Menschen ungewohnt und doch ist es wahr: Worte sind Namen für Gedanken. Einen Text zu lesen, besich durch die Worte auf bestimmte Gedanken bringen zu lasdie man anhand der Worte der Reihe nach sich vor oder in das Bewußtsein stellt. Eine Sprache zu beherrschen, bedeutet, zu wissen, auf welche Gedanken die einzelnen Worte und die Wort-Zusammenänge deuten. Dadurch werden Gedanken übertragbar. Will ich meine Gedanken anderen mitteilen, so fasse ich sie in Worte, spreche sie aus oder schreibe sie nider. Der Adressat hört oder liest meine Worte und ruft sich die entsprechenden Gedanken ins Bewußtsein. Dadurch weiß er, was ich ihm sagen will. Ist er aber meiner Sprache nicht mächtig, so hört oder liest er zwar die Worte, aber er kann die entsprechenden Gedanken, auf die meine Worte hinweisen, nicht identifizieren, d. h. er kann sie nicht finden.
Daran entsteht die nächste Frage:
Was sind Gedanken?
Wozu verwendet man sie? Was wird durch Denken erreicht?
Antwort: Was sind Gedanken
Durch Gedanken kann man die Welterscheinungen erkennen, bestimmen und zuordnen. Man erfährt ihren Zusammenhang mit der Welt. Die Gedanken sagen uns, welchem Ort im Weltenganzen die einzelnen Erscheinungen zuzuordnen sind. Durch Gedanken nehmen wir Teil am Sein der einzelnen Welterscheinungen. Wir erleben auszugsweise, wie es ist, sie zu sein. Der Gedanke vermittelt uns den Sinn der Erscheinungen.
Was ist Sinn?
Antwort: was ist Sinn
Solange Sie den Sinn dieser Übungen nicht erfaßt haben, werden Sie kein Motiv haben, die Übungen durchzuführen. Wenn Sie diese Zeilen lesen, muß es der Sinn dieser Übungen gewesen sein, der Sie zum Lesen veranlaßt hat. Der Sinn zeigt die genaue Verknüpfung eines Weltobjektes mit dem Rest der Welt. Denn das ist unverkennbar: Die Welt besteht nicht aus einer Vielzahl unverbundener und damit sinnloser Einzelheiten, sondern aus zusammenwirkenden Teilen, die in ihrer Gesamtheit ein sinnvolles Weltenganzes ergeben. Dabei ist das Wirken der Einzelheit im Gesamten in dem Sinn gegeben. Der Sinn ist das Verhältnis des Teiles zu anderen Teilen bzw. zum Gesamten.
Arbeiten Sie möglichst nicht mehr als zwei Lektion in einem Durchgang. Viel wichtiger, als schnell voranzukommen, ist die Wiederholung dieser Arbeit, indem Sie sich die bisherigen Begriffe einfach noch einmal vornehmen. Denken Sie z. B. an den Tisch und formulieren Sie erneut den Begriff des Tisches, des Stuhles usw. Das Leben in den Begriffen stärkt das Denkvermögen.
Nun wurden bereits sechs Begriffe charakterisiert, ohne daß gesagt wurde, was denn eigentlich ein Begriff ist. Stellen wir also die Frage:
Was ist ein Begriff?
Antwort: Was ist ein Begriff
Gewöhnlich wird angenommen, daß „Begriff“ nur ein anderer Ausdruck für „Wort“ ist, doch das trifft nicht zu. Das Wort wurde ja schon beschrieben als ein Name für einen Gedanken. Es selbst gehört der Wahrnehmung an und ist nicht der Gedanke, sondern ruft diesen auf. Das Wort kann also nur gehört, gelesen, gesprochen oder geschrieben werden. Um es aber zu verstehen, ist der spezielle Gedanke erforderlich, den man Begriff nennt. Das Wort ist der Name des Begriffes, durch den wir das begreifen, auf was das Wort hinweist. Die Wissenschaft des Geistes nennt den Begriff das Gesetz des Seins und Wirkens eine Objektes. Er umgreift dessen Sinn als ein schattenhaftes Abbild des Urbildes, der Idee, womit die nächste Frage zu stellen ist.
Was ist eine Idee?
Antwort: Was ist eine Idee
Während der Begriff mehr eine einzelne Begreifens-Einheit enthält, handelt es sich bei einer Idee um ein größeres Konglomerat aus mehreren Begriffen. Es ist ähnlich dem Verhältnis eines Organs zum Organismus. Man kann daher die Idee auch einen Begriffsorganismus nennen. Allerdings hat der heutige Sprachgebrauch sich dahingehend entwickelt, daß man Ideen und Begriff nicht in diesem Sinne unterscheidet. Heute nennt man eigentlich jeden zugrundeliegenden Sinnzusammenhang eine Idee. Der Inhalt einer Idee ist demnach wie der des Begriffes ein klar zu definierender Sinnzusammenhang.
Lektion 3
Fenster – Tür – Treppe – Haus – Garten
Kommen wir zu den mehr praktischen Begriffen zurück und beginnen mit dem Fensters.
Was ist ein Fenster?
Antwort: Was ist ein Fenster
Als Teil eines Gebäudes ist ein Fenster der durchsichtige und meist bewegliche Verschluß einer Mauer- oder Wandöffnung, der in erster Linie Licht von der Außenwelt in die Innenräume dringen läßt und den Personen im Innenraum den Blick auf die äußere Umgebung ermöglicht. Auch der Blick von außen in die Innenräume, wie z. b. im Falle von Schaufenstern, kann der Grund für die Verwendung von Fenstern sein. Neben dem freien Durchblick ist die Belüftung von Innenräumen eine weitere Aufgabe des Fensters. Nicht nur bei Gebäuden, sondern auch bei anderen Innenräumen, wie z. b. bei Möbeln oder Fahrzeugen, verwendet man Fenstern. Auch hier steht der freie Durchblick bei gleichzeitigem Schutz vor Umwelteinflüssen und dem ungewollten Eindringen von Mensch und Tier im Vordergrund. Manches Bürohochhaus besteht zu 90% aus Fenstern.
Was ist eine Tür?
Antwort: Was ist eine Tür
Auch die Tür ist der bewegliche Verschluß einer Wand- oder Maueröffnung, die oftmals auch mit einem Fenster versehen ist. Doch anders als das Fenster regelt sie vor allem den Zu- und Abstrom von Mensch und Tier. Durch sie ist die Möglichkeit gegeben Räume zu betreten und zu verlassen und dies auf die autorisierten Personen zu beschränken. Durch die Verwendung von Schlössern an den Türen können unbefugte Personen oder auch Tiere am Zutritt oder Austritt gehindert werden. Durch Fenster und Türen bekommen viele Gebäude erst ihren Sinn.
Was ist eine Treppe?
Antwort: Was ist eine Treppe
Zur Überwindung des Höhenniveaus in Gebäuden ist die Treppe ein unerläßliches Hilfsmittel des Menschen. Rampen und Leitern erfordern sehr viel mehr Geschick und sind für speziellere Aufgaben geeignet. Der schreitende oder gehende Mensch über windet im Falle der Treppe den Niveauunterschied stufenweise. Die ansteigende Stufen sind dabei in normaler Schrittlänge angebracht, so daß der Mensch bei Auf- oder Abstieg bequem sein Gleichgewicht halten kann und nur wenig das Tempo seines Ganges verringern muß. Die Treppe ist also eine stufenförmige Steigevorrichtung für den aufrecht schreitenden Menschen zur Überwindung von Niveau-Unterschieden.
Was ist ein Haus?
Antwort: Was ist ein Haus
Zunächst ist ein Haus eine allseitige Schutz-Umwandung für Mensch und Tier. Aber wovor sucht man Schutz? Man sucht den willkürlichen Umwelteinflüssen zu entkommen und strebt die Einrichtung einer regelbaren Innenwelt an. So wird mittels Heizung und Klimaanlage die Innentemperatur unabhängig von der Außentemperatur geregelt. Ebenso werden die Lichtverhältnisse durch künstliches Licht und Verdunkelungs-Einrichtungen regelbar. Auch der Zu- und Abstrom von Wasser und Luft und ebenso von Tier und Mensch werden geregelt, so daß man von einer regelbaren Innenwelt sprechen kann. Gerade die Kontrolle über den Zu- und Abstrom von Mensch und Tier macht das Haus zu einer Sicherheitsanlage, dessen Besitzer der Souverän ist, der bestimmen kann, welche Menschen und welche Tiere Zutritt zum Haus haben sollen und welche nicht. Im Gegensatz zu Wohnwagen und Zelt ist das Haus immobil und macht den Menschen seßhaft. Das Haus ist wohl einer der wichtigsten Bestandteile der gegenwärtigen Kultur.
Kommen wir zur letzten Frage dieser Lektion.
Was ist ein Garten?
Antwort: Was ist ein Garten
Ein Garten ist ein abgegrenztes Territorium, welches innerhalb gewisser Grenzen dem Besitzer das exklusive Recht gewährt nach seinen Bedürfnissen das Mineralische zu gestalten, Pflanzen zu ziehen und Tiere zu halten. In vielen Fällen gehört der Garten mit zum Haus und dient den Menschen als Erholungsstätte im Freien oder auch zur Lebensmittelerzeugung durch Gemüseanbau und Tierhaltung. Grundsätzlich unterscheidet man private Zier- und Nutzgärten und öffentliche Gärten in Form von Parks und Rabatten. Ähnlich wie im Haus die Umweltfaktoren einer Regelbarkeit unterworfen sind, werden im Garten Pflanzen, ggf. Tiere und Minerale den menschlichen Bedürfnissen angepaßt. Erst durch diesen Faktor wird eine Stück Natur-Land zu einem Garten.
Lektion 4
Sinne – Wahrnehmung – Bewußtsein – Erkenntnis – Frage
Die erste Frage betrifft die menschlichen Sinnesorgane.
Was sind Sinne?
Antwort: Was sind Sinne
Sinne sind reizbare bzw. erregbare Organe, die gewisse Wirkungen der Umweltfaktoren, Stoffeigenschaften und Wesens-Äußerungen in sich aufnehmen und an die Nerven weiterleiten. Dazu gehören auch Innenwahrnehmungen des Menschen. So liegt der Empfindung des Hungers, der Kälte, der Müdigkeit etc. jeweils ein Sinnesprozeß zugrunde. In den Sinnen findet nicht das Erkennen dieser Wirkungen statt. Wie schon bezüglich des Begriffes des Wortes geäußert, ist es nicht das Auge, das erkennt, sondern es sieht und nicht das Ohr, das versteht, sondern dieses hört lediglich. Die Sinne des Menschen nehmen nur die Wirkungen körperlich auf. Aber was ist dann eine Wahrnehmung?
Was ist Wahrnehmung?
Antwort: Was ist Wahrnehmung
Dieses Wort wird leicht mißverstanden weil darin das Wort Wahrheit mitschwingt. Allgemein wird gesagt, die Wahrnehmung des Menschen sei subjektiv. Doch das ist ein Irrtum, weil man das Denken nicht kennt. Die Wahrnehmung für sich ist noch immer nicht das Erkennen, sondern gehört zu dem unter „Sinne beschriebenen Zusammenhang, geht aber ein wenig weiter. Während die Objekte der Wahrnehmung in den Sinnen Spuren hinterlassen, indem sie dort eingeprägt werden, muß der Stoffwechsel des Menschen diese Einprägungen wieder löschen, indem er die verbrauchten Stoffe in den Organen nachschafft. So befindet sich z. B. am Augenhintergrund eine Schicht, die als Sehpurpur bezeichnet wird. Die Bilder, die von den Augen aufgenommen werden, prägen sich dort ein indem dieser Stoff partiell vernichtet wird je nach Farbe und Helligkeit sehr verschieden. Das Nachschaffen durch den Stoffwechsels aber, welches noch während der Wahrnehmung einsetzt, wird über die Nerven an die Seele weitergeleitet und erzeugt dort Empfindungen. Nicht das materielle Gehirn aber die nichtstoffliche Seele empfängt durch jede Wahrnehmung eine Empfindung.
Was ist Bewußtsein?
Antwort: Was ist Bewußtsein
Es liegt auf der Hand, daß unsere Seele vor allem unser Bewußtsein ist. Durch sie bemerken wir alle unsere Wahrnehmungen, unsere Gedanken und Gefühle. Die Wahrnehmungen werden uns als Empfindungen bewußt, wodurch das Denken ausgelöst wird. Der erscheinende Gedanke erläutert die Empfindung. Man könnte auch sagen: Bewußtsein ist Wissen vom Sein irgendeines Objektes oder auch des Subjektes. Im letzteren Falle spricht man von Selbstbewußtsein.
Was ist Erkenntnis?
Antwort: Was ist Erkenntnis
Auch das liegt auf der Hand, ist jedoch so ungewöhnlich für das normale Verständnis, das es erläutert werden soll. Erkannt wird, was das Auge sieht oder das Ohr hört durch den jeweiligen Gedanken, der in der Seele mit der Wahrnehmung zusammengeführt wird. Erkenntnis ist, wenn der Mensch den Sinn einer Welterscheinung durchschaut. Er muß sie allerdings auch auf sich selbst beziehen, so daß er sagen kann: Ich erkenne den Baum. Er sagt nicht: Man erkennt hier einen Baum, sondern Ich erkenne ihn. Darin liegt die Selbsterkenntnis: Ich erkenne, daß ich den Baum erkannt habe.
Was ist eine Frage?
Antwort: Was ist eine Frage
Viele antworten darauf etwa so, daß sie sagen, es sein die Abwesenheit von Wissen. Natürlich ist das nicht ganz falsch aber dennoch reicht es nicht, um eine Frage zu erklären. Denn eine Frage ist erst dann vorhanden, wenn ich etwas weiß. Was wird gewußt im Falle einer Frage? Nun, um den Tatbestand einer Frage zu erfüllen, ist notwendig ein Wissen vom Fehlen einer ganz bestimmten Erkenntnis. Erst wenn ich sagen kann, was ich nicht weiß, kann ich dies zur Fragen umgestalten. Ohne Wissen ist eine Frage nicht möglich. Insofern ist eine Frage das Wissen von einem bestimmten Nichtwissen, welches zu wissen gewünscht wird oder das Erkennen eines bestimmten Nichterkennens, dessen Erkennen angestrebt wird. Tritt dann die fehlende Erkenntnis ein, so spricht man von einer Antwort.
Lektion 5
Materie – Leben – Seele – Geist
Kommen wir jetzt zu den schwierigeren Begriffen und Fragen:
Was ist Materie?
Antwort: Was ist Materie
Der sogenannte physische Stoff hat vier Erscheinungsformen, die man die Aggregatzustände nennt. Er erscheint fest, flüssig, gasförmig und plasmatisch und gibt schon wegen dieser verschiedenen Zustände Rätsel auf. Aber wenn man diesen Stoff charakterisieren will, so kann man sagen, Materie sei das, worin sich das Leben der Pflanzen, Tiere und Menschen abspielt. Die Materie ist nicht das Leben aber es bedarf ihrer, um zum Dasein zu gelangen. Man kann auch nicht sagen: Die Materie ist die Pflanze, das Tier oder der Mensch, aber sie alle erscheinen in ihr und leben sich aus. Die Naturwissenschaft spricht von Atomen und Molekülen, doch das kann unsere Frage nicht klären. Nicht um das „Wie geht es hier, sondern um das „Was. Die physische Substantialität ist also das Erscheinungs- und Lebe-Medium für Pflanze, Tier und Mensch. Und schaut man genauer hin, so kann man über die Materie sagen: Die Wesen allen voran der Mensch gestalten den Stoff nach ihrem Willen, welcher wiederum beim Menschen in erheblichem Maße von seinen Erkenntnissen abhängt. Was ich als passend erkenne, präge ich der Stoffwelt ein. Insofern ist die Materie auch das Material, in welchem der Mensch seinen freien Willen einprägt, denn in dem Stoff wird unser Wille sichtbar und in gewissem Sinne dauerhaft, so daß ich meine Taten hinterher begutachten und ggf. korrigieren kann. Man kann daher die Materie auch das Übungsmaterial für den frei zu werdenden Willen des Menschen nennen.
Was ist Leben?
Antwort: Was ist Leben
Auch in diesem Fall hilft die Naturwissenschaft nicht wirklich weiter. Schaut man jedoch auf die Äußerungen des Lebens, so sieht man Geburt und Tod, Wachstum und Zeugung und muß letztlich den Prozeß der Stofferzeugung, der ja auch die Grundlage des Stoffwechsel ist, als das Produkt des Lebens bezeichnen. Leben ist Stoff-Benutzung, Stoff-Auflösung und Soff-Neubildung, wobei ein Sonderfall der Neubildung die Vermehrung, die Zeugung neuen Lebens, ermöglicht. Jede Wahrnehmung, jede Muskelkontraktion zerstört partiell unsere Körpersubstanz und erfordert einen Wiederaufbau. Nehmen wir nun noch das, was man als das Leben eines Menschen bezeichnet hinzu, so könnte man sagen: Leben ist das, was dem Menschen ermöglicht wird durch Stoff-Benutzung, Stoff-Auflösung und Soff-Neubildung inklusive Vermehrung. Am deutlichsten tritt dieser Prozeß bei den Pflanzen hervor. Die Pflanze ist gewissermaßen das Lebens-Wesen.
Was ist Seele?
Antwort: Was ist Seele
Zunächst ist Seele ein Wort, welches auf ein Inneres Verborgenes hinweist. Man spricht im technischen oder Handwerklichen z. B. von der Seele eines Balkens und meint die gedachte Mittellinie durch die ganze Balkenlänge.
Die Seele des Menschen oder auch des Tieres bezeichnet aber nicht ein körperliches sondern das nicht-materielle Innere, welches den Leib erfüllt. Nach der Wissenschaft des Geistes ist die Seele zunächst einmal das Bewußtsein des Menschen. Sie ist ein eigenständiger Organismus nicht-materieller Art, der ganz aus Reizbarkeiten besteht und verschiedene Organe gebildet hat. Hier werden die Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle bemerkt und Wollungen erzeugt. Die Seele ist das innere Eigenleben eines Wesens. Auch wenn die Naturwissenschaft dies als Nerventätigkeit versteht, so ist dies doch nicht zutreffend, denn die Nerven bilden nur das Bewußtsein ab und machen die Eindrücke in gewissem Umfang dauerhaft. Die Seele esoterisch auch der Astralleib genannt hat neben der Fähigkeit wahrzunehmen auch die Aufgabe die Bewegungs- bzw. Willensimpulse für den physischen Leib zu erzeugen. Und es ist plausibel, daß Wahrnehmung und Bewegung eng zusammenarbeiten. Denn was würde es einem Wesen nützen, Wahrnehmungen zu haben, wenn es sich nicht gleichzeitig bewegen könnte? Und umgekehrt, was würde es nützen, sich bewegen zu können, wenn keine Wahrnehmung vorhanden wäre? Die Bewegungen von Tier und Mensch sind in der Hauptsache als Reaktionen auf Wahrnehmungen zu verstehen. Die Willensimpulse, welche die Taten bzw. das Verhalten durch Bewegungen bewirken, treten als Triebe, Begierden und Instinkte hervor. Dabei wirken die Erfahrungen in Form von Erinnerungen mit, die wie automatisch in die Willensäußerungen einfließen. Beim Tier ist dies schon der ganze innere Prozeß. Beim Menschen gliedert sich noch ein höherer Prozeß an. Das Tier zeigt das Seelenleben am umfänglichsten. Man könnte es als das Seele-Wesen bezeichnen.
Was ist Geist?
Sollten Sie Interesse haben, diese Schulung fortzusetzen, so sei auf das Buch „Das Denken als Weg zu einer spirituellen Welterkenntnis“ hingewiesen und auf die Kurse der Schule für Neues Denken.